Kein Triumphbogen für den Nazarener

Für Jesus Christus ist keiner dabei. Ihm, der Weltgeschichte wie kein anderer geschrieben hat, wurde keiner errichtet. Er war ja auch kein siegreicher Feldherr. Die Juden haben so einen Messias genannt. Als ich den Führer in einer Wiener Synagoge fragte, warum die Juden Jesus nicht als Messias anerkennen, verwies er mich auf Bar Kochba, den sie als letzten in der Geschichte für den Messias ansahen. Er führte zwischen 132 bis 135 nCh einen zunächst höchst erfolgreichen Aufstand gegen die Römer, schließlich scheiterte er. So konnte er doch nicht der Messias sein, denn ein Messias verliert keine Schlacht.
So ist es auch mit den Messiassen unserer Zeit, von denen es eine Menge gibt. Der Messias Konsum, der Messias Erfolg, der Messias Produktion, der Messias Selbstoptimierung, Reichtum, Prestige, der Messias des Immer-mehr, des Immer-höher, des Immer-erfolgreicher. Sie alle werden von den Senatoren von heute nach ihrer Quote gemessen, nach der stets steigenden Bilanz, nach Pokalen und Trophäen, nach Followers und Likes, und können ebenso schnell vom Aufmerksamkeitspodest gestürzt sein wie sie es erklommen haben. Es zählt nur der Erste, der Erfolgreichste, der Stärkste.
„Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Christus (Messias)! Oder: Seht, dort ist er, so glaubt es nicht!“ (Mk 13,21)
Die Bibel ist voll von Warnungen vor den verführerischen Kräften dieser Welt, die sie wie Götter beherrschen, und bezeichnet sie als Dämonen. Es sind eben böse Geister, die den Blick auf Würde und Wert des Menschen verdecken, die alle Bande zu Gemeinschaft und Kollegialität abschneiden, die Solidarität und Nächstenliebe zur Chimäre entstellen.
Wenn wir uns zu Jesus Christus als den Messias bekennen, dann tun wir es für den ganzen Christus, den Propheten, den mitreißenden Lehrer, den Verkündiger Gottes auf Erden, aber auch den Gescheiterten auf Golgotha, der mit diesem schändlichen Tod alles Leid und Elend dieser Welt auf eine neue Ebene gehoben hat.
Der Messias ist nicht auf dem Siegerstockerl zu finden, sondern am Hügel von Golgotha, von wo aus er von Gott in den Himmel erhöht wird und zu seiner Rechten Platz nimmt.